Ein Insider!!

Die Falle schnappt zu!

 

Stille legte sich über das Schiff. Es war geradezu gespenstisch. Sonst war das Schiff immer laut. Dröhnende Maschinen, zischende Ventile, quäkende Vox-Lautsprecher und das Getrappel tausender Füße. Doch jetzt, nur das leise Summen der Cogitatoren, geflüsterte Befehle und Rituale. Der Lord-Kapitän hatte Schleichfahrt befohlen. Die meisten Maschinen waren heruntergefahren, die flackernde Notbeleuchtung warf unwirkliche Schatten an die Schiffswände, die Gesichter der Besatzung wirkten angespannt. So sollten sie jetzt Stunden verharren, vielleicht sogar Tage. Doch Schiffsbesatzungen des Imperiums waren Schlimmeres gewohnt. Der Lord-Kapitän hatte einen Plan und sie würden helfen ihn zu verwirklichen, jeder an der Stelle, die der Gott-Imperator für ihn vorgesehen hatte.

 

Das Schiff lag neben einem großen Steinbrocken in Mitten eines riesigen Asteroidenfelds. Wenige 1000 km entfernt lag die „Gnadenstoß“ ebenso wie sie auf der Lauer. Der Lord-Kapitän hatte sich einen schlauen Plan ausgedacht. Ein mit ihm befreundeter Freihändler, Keneth Chindlund, sollte mit seinem Frachtschiff, der „Promise Land“ den Köder spielen. Über verschiedene Kanäle wurde das Gerücht gestreut, dass ein Frachtschiff mit wertvoller Fracht zu einer bestimmten Zeit in das System springen würde. Nur der Zerstörer „Sternengold“ sollte das Schiff abholen. Ein zu verlockendes Ziel für die Piraten.

 

Und tatsächlich, nach nur 6 Stunden Warten, empfingen die Passivsensoren der „Treu und Glauben“ drei Warpraumimpulse. Ansonsten war von den ankommenden Schiffen nichts aufzufassen. Trotzdem war die Brückenbesatzung überzeugt, dass es Piraten waren. Nach weiteren 13 Stunden enervierenden Wartens kam ein weiterer Warpsprungimpuls im System an. Die „Promise Land“ kämpfte sich aus den Warp in den Normalraum zurück. Die „Sternengold“, 450 000 km abseits, beschleunigte in Richtung der „Promise Land“, nach dem diese sie angefunkt hatte.

 

Da tauchten plötzlich drei Piratenzerstörer aus dem Asteroidengürtel auf und schossen auf die „Promise Land“ zu. Bald waren sie in Reichweite und tauschten heftige Salven mit Laserbatterien und Makrokanonen aus. Die „Promise Land“ wehrte sich verbissen, doch hatte sie gegen die Übermacht keine Chance. Schnell schloss einer der Piraten auf, dockte an und begann das Frachtschiff zu entern.

 

Während dessen hatten sich die „Treu und Glauben“ sowie die „Gnadenstoß“ näher an das Geschehen angeschlichen. Getarnt durch das Asteroidenfeld und von der Ablenkung und Undiszipliniertheit der Piraten profitierend, blieben die beiden Schiffe unentdeckt.

 

Die „Sternengold“ beschleunigte auf Maximalgeschwindigkeit, um der „Promise Land“ zu Hilfe zu eilen, doch die zwei übrigen Zerstörer gingen auf Abfangkurs. Dass sie dieses Manöver direkt vor die Batterien der versteckten beiden Schiffe brachte, ahnten sie nicht.

 

Die Entermannschaften der Piraten erlebten derweil eine böse Überraschung. An Statt auf eine verängstigte Frachtschiffbesatzung zu treffen, rannten sie geradewegs in die Sturmtruppen und gut ausgebildeten Raumsoldaten der „Treu und Glauben“, die bereits vor Wochen heimlich auf die „Promise Land“ gebracht worden waren. Doch es sollte für die Piraten noch schlimmer kommen.

 

„Volle Kraft voraus! Brutus, bringen Sie uns auf Kernschussweite auf die Backbordseite des vorderen Piraten! Alle Batterien Feuerbereitschaft!“ befahl der Lord-Kapitän. Der Techpriester auf der Brücke kantierte seine Litaneien der Anrufung und die Triebwerke brüllten auf wie ein im Schlaf gestörtes Raubtier. Die „Treu und Glauben“ schob sich zwischen beide Piratenschiffe und deckte sie zusammen mit der „Gnadenstoß“ und der „Sternengold“ mit tödlichen Salven aus Laser- und Plasmabatterien ein. Die Piraten hatten keine Chance. Nach nur einer Stunde waren ihre Schiffe brennende Wracks.

 

Hauptmann Griguss Jakks, Chef der 4. Sturmkompanie, inspizierte die 30 handverlesenen Männer auf dem Hangardeck. Seine Besten und einige Spezialisten aus anderen Einheiten. Trupp Aquila war eine Speerspitze, Trupp Bracharius waren die Sturmpioniere und schwere-Waffenspezialisten und Trupp Chimäre waren weitere Sturmsoldaten und zwei Techpriester. Ihre Mission war so heikel wie entscheidend für den Erfolg der Operation. Sie sollten die Brücke des Piratenzerstörers einnehmen, wenn möglich den Navigator gefangen nehmen und auf jeden Fall verhindern, dass der Navigationscogitator gelöscht wird. Das bedeutete, sie mussten schnell sein, koste es was es wolle, ein echtes Himmelfahrtskommando eben. Ihr Vorteil war, dass sie die letzten Wochen genau diese Aktion wieder und wieder geübt hatten. Sie hatten sich die Pläne des von den Piraten bevorzugten Schiffstyps genau eingeprägt, wohl wissend, dass die Schiffe dieser Klasse sich niemals ganz genau glichen. Aber besser ging es halt nicht. Jetzt kam die Stunde der Bewährung. Jakks gab das Zeichen zum Aufsitzen und seine Männer drängten sich in den engen Transporter.

 

Der Pilot flog von der dem Feindzerstörer abgewandten Seite des Frachtschiffs los und dockte unbemerkt in der Nähe der Brückensektion an. Es war nur ein kleiner Hüpfer, aber die Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Bei vorzeitiger Entdeckung würden sie in dieser Sardinenbüchse sofort vernichtet werden, ging es dem Hauptmann durch den Kopf. Er konnte durch die verspiegelten Helme nicht in die Gesichter seiner Soldaten sehen, doch er hätte ein Monatsgehalt verwettet, dass er mit seinen Gedanken nicht allein war.

 

Doch nach gefühlter endloser Zeit setzte das Shuttle auf, Trupp Bracharius brachte die Enterschleuse und die Schlagladungen in Position und dann ging es Schlag auf Schlag: Sprengung, Granaten durchs Loch, auf die Explosionen folgte Aquila und Jakks, danach folgten Bracharius und Chimäre. Es dauerte nicht lange, da waren sie alle in heftige Kämpfe verwickelt. Der Feind war zwar überrascht und sie kamen sehr schnell in die Nähe der Brücke, aber da versteifte sich der Widerstand zusehends. Nicht aufhalten lassen, ging es Jakks durch den Kopf. „Schwere Waffenträger nach vorne! Erledigt den Abschaum!“ schrie er lauter als nötig in sein Helmmikro. Schon stürmte der schwere Waffentrupp heran, Plasmawerfer und Melter zerschmolzen auch den hartnäckigsten Widerstand. Jakks stürmte mit dem Aquilatrupp durch das gesprengte Schott auf die Brücke. Mit seiner HE-Laserpistole schoss er als erstes den Techpriester von seiner Konsole, da griff ihn schon der Piratenkapitän mit seinem Schocksäbel an. Jakks wich dem Schlag geschickt aus und attackierte seinerseits mit seiner Energieklinge. Sie tauschten Schläge und Schüsse aus ohne den anderen zunächst entscheidend zu treffen. Der Pirat war ein erfahrener Schwertkämpfer und versuchte ihn mit so mancher Finte hereinzulegen. Doch Jakks war nicht umsonst der Kompaniechef einer Sturmkompanie. Bei einem besonders heftigen Schlag des Piraten zerbrach dessen Säbel an der Energieklinge des Hauptmanns. Das Momentum des gegnerischen Angriffs ausnutzend, schlug er dem Piraten seine Laserpistole voll gegen den Schädel, so dass dieser bewusstlos zu Boden sank. In der Zwischenzeit hatten seine Trupps die Brücke von Feinden gesäubert und die Gefangenen gefesselt. Leider war der Navigator bei den Kämpfen gefallen, aber der Kapitän lebte noch und Jakks hatte das Gefühl, dass der Lord-Kapitän über sehr erfahrene Verhörspezialisten verfügte.

 

Die Techpriester begannen die Cogitatoren der Brücke zu übernehmen und das Schiff so langsam unter Kontrolle zu bringen. Da ein zweites Team die Maschinenkathedrale eingenommen hatte, erkannten die Piraten bald die Sinnlosigkeit ihres Widerstands und streckten größtenteils die Waffen. Die restlichen Widerstandsnester wurden schnell niedergerungen oder durch Dekompression ins All befördert.