Ein Insider!!

Blutende Nasen

 

Sergeant Jercho Tills blinzelte als er in das trübe Licht der Sonne blickte. Staubschwaden und dicke Wolken zogen von Nordwesten über das Land. An des südlichen Kargen Berghängen würde saurer Regen fallen. Die drei Staghoundpanzer seiner Schwadron hatten sie in den Sand eingegraben und mit sandfarbenen Planen abgedeckt. Seine Einheit war Teil der 3. Sturmarmee des Südpakts. Sie waren nach der 2. Sturmarmee durch die Tunnel gekommen und hatten heimlich 1000 km westlich in den Ausläufern des Gebirges ihren Aufmarschraum bezogen. 800 Staghound- und 300 der gigantischen Furious-Panzer mit einer großen Zahl von Hilfsfahrzeugen, motorisierter Infanterie und mobiler Artillerie.

 

Seine Einheit war erst in den letzten Wochen aufgestellt, dann aber intensiv gedrillt worden. Der fortschrittliche Maschinengeist ihrer Panzer verband sich im Einsatz mit den Besatzungs-mitgliedern. Sie brauchten sich dazu nicht mal einstöpseln. Es reichte sich die Haare zu rasieren und die neuen Kopfhauben mit den Induktionspolstern aufzusetzen. Das erhöhte die Leistungen der Besatzung immens. Deutlich bessere Schießergebnisse, bessere taktische Kommunikation und eine hohe technische Zuverlässigkeit waren die deutlichsten Vorteile.

 

Nun warteten sie ungeduldig darauf, dass ihnen die 1. Pacalische Panzerarmee der Nordallianz in die Falle ging. Sie warteten nun schon über eine Woche und es tat seinen Männern nicht gut. Viele klagten über Kopfschmerzen und Nasenbluten. Viele schliefen auch schlecht, hatten von dem toxischen Wüstensand gerötete Augen und es kam immer häufiger zu handfesten Streitereien. ‚Wenn es nicht bald losging, werden sich die Leute noch an die Kehle gehen‘ dachte sich Tills. ‚Der schmutzig-graue Wüstensand machte sie langsam fertig‘.

 

Dann kam endlich der Einsatzbefehl. Seine Männer machten fieberhaft ihre Panzer klar und dann donnerten sie los, mitten rein in einen formidablen Wüstensturm. Die Sicht sank auf unter 50 m und die Fahrzeugführer verließen sich ganz auf ihre Navigationsgeräte. Die Auspexe zeigten nur „Schneegestöber“. Tills war es recht, so lange es beim Feind genau so aussah. Sie fuhren mit hoher Geschwindigkeit nach Norden und drehten dann nach Osten ein.

 

Tills Einheit gehörte zur Speerspitze und er und seine Besatzung fieberten dem ersten Feindkontakt entgegen. Fast war es so, als würde ihr Staghoundpanzer mitfiebern. Der Motor brummte ungeduldig, wenn der Fahrer nur wenig am Gaspedal tippte. Der Richtschütze schwenkte ständig Suche nach Feinden den Turm hin und her. „Kontakt“ schrie der Richtschütze und auch Tills sah die Signatur des Fadenkreuzes über einem grauen, undeutlichen Schemen. Der Sturm hatte zwar deutlich nachgelassen. Trotzdem betrug die effektive Sichtweite keine 500 m. Das moderne Zielerfassungssystem des Staghound hatte das Ziel auf 800 m aufgefasst. Weitere Panzer meldeten Feindkontakte und der Kompanieführer gab den Feuerbefehl. Die Hochenergielaserkanone des Panzers lud sich mit einem Heulen auf und der Richtschütze feuerte. Auf breiter Front trafen Hochenergielaserstrahlen die überraschte Nachhut der 1. Pacalischen Panzeramee von hinten in ihre weniger geschützten Heckseiten. Explosionen erhellten das diffuse Licht in der Wüste. Tills Panzer gab Schuss um Schuss ab ohne die Fahrgeschwindigkeit zu verringern. Sie stießen schnell an brennenden Panzern und zerstörten Gefechtsfahrzeugen vorbei. Der Gegner reagierte zunächst gar nicht und dann panisch. Die ungepanzerten Trossfahrzeuge stoben auseinander und flohen kopflos in die Wüste. Die nachfolgenden Einheiten würden sich um sie kümmern. Feindliche Panzerschwadronen stellen sich ihnen einzeln und unkoordiniert in den Weg, nur um in Minuten vernichtet zu werden. Tills ließ mit dem Lasergewehr im Bug Dauerfeuer geben und schoss einen Tankwagen in Brand. Er klemmte sich hinter den schwenkbaren Flammenwerfer auf der Turmlafette und verbrannte kopflos fliehende Infanterie und Fahrzeugbesatzungen, während sein Richtschütze weiter Hochenergieschüsse auf pacalische Panzer abgab. Seine Besatzung, ja seine ganze Einheit kämpfte sich in einen wilden Rausch. Blut lief ihnen aus Nase, Mund und Augen. Schon lange hatten sich die meisten sich ihrer Atemmasken entledigt und atmeten die heiße, verschmutzte, staubige Luft der Wüste ein.

 

Der pacalische Widerstand versteifte sich. Feindliche Tonitruspanzer feuerten auf die schnellen Staghoundpanzer und erzielten Abschüsse. Doch sie waren zahlenmäßig nur wenige und dann griffen die eigenen Furiouspanzer ins Gefecht ein. Tills sah einen Tonitrus nach den anderen explodieren, während die Staghounds sich mit den ihnen an Geschwindigkeit ebenbürtigen Windhundpanzern duellierten, die die Tonitruspanzer begleitet hatten. Die Schlacht wogte hin und her bis Teile der 1. Sturmarmee aus Südosten auftauchten und die pacalischen Streitkräfte in die Zange nahmen. Die Schlacht verwandelte sich in ein Massaker. Die Südpakttruppen feuerten wie rasend auf alles was sich bewegte und zur Nordallianz gehörte. Pacalische Soldaten, die sich ergeben wollten, wurden einfach überrollt oder durch Flammenwerfer oder Bolter niedergemacht.

 

Tills hörte wie durch einen Schleier von weiter Ferne seinen Kompanieführer durch das Vox brüllen, das Feuer endlich einzustellen und sich zu sammeln. Völlig benommen erwachte er wie aus einem Rauschzustand, bestätigte den Befehl und sammelte seine beiden Begleitpanzer ein. Am Treffpunkt sah er seine Kameraden, alle hohlwangig, teilweise sich übergebend, regelrecht ausgezehrt. Manche waren nicht mehr in der Lage selbständig aus dem Panzer auszusteigen. Die Truppe hatte sich vollständig verausgabt. Fast sah es so aus, als hätten die neuen Maschinengeister der Panzer die Soldaten völlig ausgezehrt.