Ein Insider!!

Der Imperator beschützt

 

Rittmeister Bodo Falcher wachte auf und es taten ihm alle Knochen im Leibe weh. Nur wenige Meter von ihm entfernt, stand sein Tonitruspanzer und brannte lichterloh. Bald müsste die Munition hochgehen und dann war er hoch gefährdet. Er sprang auf und rannte humpelnd von dem Wrack weg. Das Letzte, an was er sich erinnern konnte, war, dass er sich über den schwachsinnigen Befehl seines Vorgesetzten geärgert hatte. Frontal auf einen überstarken Gegner zuhalten, der auch noch aus versteckten Stellungen feuerte, war nicht nur dumm, sondern auch falsch. Auch er hatte einen dieser Kolosse mit überlanger Wannenkanone aufgeklärt und sein Richtschütze hatte ihn auch mit 3 Granaten getroffen, mit ernüchterndem Ergebnis. Der Feindpanzer war kaum beschädigt. Sein Antwortfeuer war tödlich präzise und durchschlug glatt die Frontpanzerung seines überschweren Panzers. Bei dem Treffer musste es ihn aus dem offenen Turmluk geschleudert haben. Bis auf ein paar schwere Prellungen war er offensichtlich unverletzt.

 

Hinter ihm zerrissen Explosionen die Reste seines Wagens und er wurde wieder zu Boden geschleudert. Als er sich umblickte, blieb ihm der Atem weg. In der Wüste standen mindestens 30 Rauchsäulen und ihm schwante, dass es sich hier um die Fahrzeuge seines Verbands handelte. Er sah überhaupt kein einsatzbereites Fahrzeug mehr. Er schien der einzige Überlebende zu sein. Er wusste, dass ihnen Fahrzeuge folgten. Diese musste er erreichen, sonst würde er in der Wüste innerhalb weniger Tage zu Grunde gehen.

 

Doch dann sah er sie kommen. Riesige Kolosse, mit der riesigen Kanone doppelt so lang wie sein Tonitrus, bestückt mit einer Unzahl von Waffen. Keine 50 m rollte eines der Ungetüme an ihm vorbei. Er lag in einer von Asche verunreinigten Sandwehe und beobachtete den Vormarsch der Südpaktpanzer. Ihre überlange Wannenkanone mit großer Mündungsbremse fiel sofort ins Auge. Auch der Leman-Russ-Turm mit Kampfgeschütz. Dazu kamen noch zwei Laserkanonen in offenen Seitenkuppeln. Also waren diese Fahrzeuge auch auf mittlere und nahe Kampfentfernung gefährlich. ‚Sehr beeindruckend‘, dachte Falcher, blieb noch einige Minuten liegen und zog sich dann leise stöhnend in die Höhe. Der Weg nach Westen und Süden war versperrt. Er konnte jetzt nur noch nach Norden. In die Wüste, ins Ungewisse.

 

Wie lange er durch die Wüste irrte, konnte er nachher nicht mehr sagen. Irgendwann überwältigte ihn die Hitze und der Durst und er brach auf einer Sandwehe zusammen. Die Ohnmacht erlöste ihn von allen Schmerzen und leiden und er hieß sie freudig willkommen.

 

Als er erwachte lag er unter einer schmutzigen Plane. Die Temperatur war auf mindestens 50 °C gestiegen. Er stöhnte auf. Neben seinem Ohr zischte jemand beruhigend und drückte ihm einen nassen Schwamm auf die rissigen Lippen. Er saugte gierig daran. „Genug!“ hörte er eine Stimme ganz nah an seinem Ohr und doch irgendwie weit weg.

 

Das nächste Mal erwachte er in völliger Dunkelheit. Jetzt war es fast unangenehm kalt. Ein Mann mit einem uraltem verwittertem Gesicht, in mehrere Schichten Lumpen gehüllt, rüttelte ihn an der Schulter und reichte ihm eine speckige Feldflasche. Wieder trank Falcher gierig, doch zu seinem Bedauern war die Flasche nach wenigen Schlucken leer. Das Wasser war warm und abgestanden, roch schwefelig und schmeckte irgendwie nach Ruß und Metall, aber trotzdem kam es Falcher so vor als sei es das Köstlichste was er je in seinem Leben getrunken hatte. Der Fremde schüttelte nur den Kopf, packte seine Sachen zusammen und ging los in die Nacht. Falcher folgte ihm. Seine Versuche mit dem Mann zu kommunizieren, scheiterten an dessen Einsilbigkeit oder Desinteresse. Er konnte nur herausfinden, dass der Mann sich Kuat nannte. Er hatte einen mehrfach geflickten, prall gefüllten Rucksack auf dem Rücken und eine kurze Schrotflinte über der rechten Schulter. So trotteten sie die ganze Nacht nur mit wenigen Rastpausen bei denen es nur wenige Schlucke zu trinken gab. Noch vor Sonnenaufgang schlug der Alte ein Lager auf. Eine niedrige Plane zum Ruhen und eine Folie mit einem Gefäß darunter. Falcher hatte davon gehört, dass man in der Wüste so Wasser gewann und jetzt war Falcher auch klar was er da trank. Er kroch erschöpft unter die Plane und schlief sofort ein. Er wachte in der größten Mittaghitze auf, hatte unbändigen Durst und rasende Kopfschmerzen. Sein malträtierter Köper schmerzte und er stöhnte laut. Der Alte gab ihm einen Becher mit Wasser, dass er diesmal schluckweise trank. Es war wieder nur sehr wenig und als Falcher mehr erlangte, schüttelte der Alte nur den Kopf.

 

So ging es Tag für Tag, Nacht für Nacht. Alle drei Tage fing der Alte irgendein kleines Wüstentier in der Falle und Falcher aß gierig. Bald war seine Uniform völlig verschlissen und er sah dem Alten immer ähnlicher. Sein Körper hatte alle Fettreserven verloren und er schleppte sich in den Nächten immer mühsamer hinter einem Retter her. Als er glaube, er würde keinen Tag mehr überleben, erreichten sie ein Nomadenlager.

 

Die Gastfreundschaft überwältigte ihn fast. Diese Menschen teilten das Wenige, was sie hatten und zum ersten Mal seit Wochen konnte er seinen Durst stillen und etwas mehr essen. Doch bald darauf meldete sich sein Magen und sein Darm und er gab alles wieder von sich. Er fühlte sich nur noch elend und wollte hier sterben. Doch die Frauen kümmerten sich um ihn und nach wenigen Tagen konnte er wieder aufstehen und auf wackeligen Beinen den Nomaden folgen. Sie zogen weiter nach Norden zu einem festen Lager, wo er Hilfe finden würde, versicherten sie ihm. Sie verlangten nichts von ihm und als er ihnen seine Autopistole anbot, weigerte sich der Anführer der Gruppe standhaft sie anzunehmen. Mit viel Überredungskunst konnte er ihn überzeugen, wenigstens das Ersatzmagazin zu nehmen.

 

Als Rittmeister Falcher das Lager im Norden nach mehreren Monaten mit den Nomaden erreichte, war der Krieg eigentlich schon vorbei.