Ein Insider!!

Elitäre Aufklärung

 

Major von Seesen hätte vor Wut schreien können als er erfuhr, dass die Interne Batuner Garde nicht an vorderster Front in den Krieg ziehen würde. Sie wurde dazu verdonnert, als persönliche Leibgarde dem ersten Bürger der Stadt und dem Anführer der Nordallianz zu dienen. Eine an sich sehr ehrenvolle Aufgabe. Aber Ruhm auf dem Schlachtfeld war dabei nicht zu erringen.

 

Um so glücklicher hielt er jetzt einen Einsatzbefehl in Händen. Die Verbindung zur Bahnstation Terminal IV, einem vorgelagerten Versorgungsposen für die 1. Pacalische Panzerarmee war seit Tagen abgebrochen. Wahrscheinlich nur eine kaputte Telefonleitung und atmosphärisch gestörter Funk, aber man konnte ja nie wissen. Der erste Bürger wollte wissen, wo die feindlichen Spitzen standen. Die Luftaufklärung brachte nur wenig Ergebnisse und das war seine Chance.

 

Seine Einheit bestand aus 10 Meles Schützenradpanzern und vier ihrer kleineren Ausführungen, sognannte Custos-Radpanzer. Hinzu kamen noch zwei Schwadronen Dekurion Kampfpanzer, schnelle Kettenfahrzeuge mit je einer Autokanone bestückt. Ihr Ziel lag 2000 km im Osten. Zwischen der Makropole und der Bahnstation gab es nur graubraune Aschewüste und häufige Sandstürme. Sie würden mindestens 6 Tage, wahrscheinlich sogar zwei Wochen brauchen. Die Wegeverhältnisse waren schlecht und bei unklarer Lage konnten sie auch nicht einfach drauf los rasen. Trotzdem war von Seesen fest entschlossen Terminal IV so schnell wie möglich zu erreichen.

 

Sie kamen erstaunlich gut voran und standen schon nach 4 Tagen 50 km vor der Bahnstation. Nur je zwei Schützenradpanzer und Kampfpanzer waren wegen technischer Mängel liegen geblieben. Vom Feind war, wie zu erwarten, weit und breit nichts zu sehen gewesen.

 

Was von Seesen beunruhigte, war, dass er auch jetzt keinerlei Funkverbindung mit der Bahnstation bekam. Er ließ die Kolonne neben der Bahnstrecke anhalten und befahl einem Fernmeldesoldaten sich in das Telefonnetz der Bahn einzuklinken. Der Soldat kletterte auf den Telefonmast und klemmte seinen Hörer in die Leitung. „Ich habe Verbindung zur Makropole und nach Terminal IV. Sie fragen, wer wir sind.“ „Melden Sie der Makropole unseren Standort und fragen Sie Terminal IV, was mit ihren Funkanlagen los ist.“ schrie von Seesen dem Soldaten zu. „Sie hatten einen schweren Systemausfall und kalibrieren gerade die Geräte neu.“ „Fragen Sie, ob sie Feindkontakt hatten.“ „Negativ, Herr Major, bei ihnen ist alles ruhig.“ „Kommen Sie wieder runter. Wir schauen uns das vor Ort an.“

 

Obwohl bereits die Dämmerung hereinbrach, befahl von Seesen die Weiterfahrt. Die letzte Strecke würden sie in einer Stunde schaffen und dann konnte er sich selbst ein Bild von der Lage machen.

 

Sie näherten sich, in einer großen Staubwolke gehüllt, den ersten Gebäuden der Bahnstation. Fertiggebäude waren in großer Zahl um den eigentlichen Bahnhof errichtet worden und lagerten jetzt Vorräte für eine ganze Armee. Das diffuse Sonnenlicht war bereits hinter dem östlichen Horizont verschwunden und die Scheinwerfer der Fahrzeuge beleuchteten die scheinbar verlassen daliegenden Hallen. Keine Absperrposten, ja überhaupt keine Soldaten waren zu sehen. ‚Was für eine Schlamperei‘, dachte sich von Seesen und beschloss den Laden anständig auf Vordermann zu bringen. ‚Typisch Etappe‘ ärgerte er sich, ’hocken wahrscheinlich alle im Kasino und lassen sich volllaufen.‘ Er führte die Fahrzeuge zum stockdunklen Hauptplatz, ließ auffahren und anhalten. ‚Na, wenigstens halten sie die Verdunkelung ein, dachte er sich noch als er aus seinem Custos-Befehlspanzer ausstieg. Da gingen von allen Seiten Scheinwerfer an und blendeten ihn und seine Soldaten. „Was, zum Teufel…“ Der Rest ging im Zischen der Hochenergielaser, Explosionen und Dauerfeuer aus Maschinenwaffen unter. Nur wenige Minuten später war die Einheit der Inneren Batuner Garde nur noch ein brennender und rauchender Trümmerhaufen. Das Schreien einzelner Verwundeter erstarb nach und nach. Von Seesen bekam davon nichts mehr mit. Ein Scharfschütze hatte seinen Kopf mit einem großkalibrigen Geschoss in eine blutige Masse verwandelt.