Ein Insider!!

Hub um Hub

 

Premiumleutnant Jerks Pilosken putzte intensiv seine Staubschutzbrille. Außen verstaubt und innen voller Schweiß, war sie nahezu unbrauchbar. Seine Kompanie hatte Hubblock 17/IX im Nidea-Viertel in der einer der Vorstädte Batuns besetzt und bereitete ihn seit 4 Stunden zur Verteidigung vor. Seine Männer brachen Wände durch, sprengten Treppen weg und verrammelten und verminten Eingänge und Türen mit primitiven Sprengfallen. Sein Hauptfeldmeister und er waren seitdem ständig unterwegs, legten Stellungen fest, wiesen die Leute in ihren Verteidigungsplan ein und standen den Männern mit Rat und Tat bei Seite. Er wusste nicht, wann der Feind eintreffen würde, doch es konnte sich nur mehr um Stunden handeln. Die Zeit war lächerlich kurz, vor allem wenn man bedachte, dass seine Männer ausnahmslos unerfahrene Reservisten oder schnellausgebildete Kriegsfreiwillige waren. Die Einheit hatte kaum zwei Wochen miteinander geübt, das Bataillon nur drei Tage und die Legio gar nicht. Ihre Ausrüstung war gar nicht so schlecht. Sie hatten alle Helme und Armaplastwesten. Jeder Soldat hatte ein nagelneues Sturmgewehr und eine vollständige Infanterieausrüstung. Seine Kompanie verfügte über 10 leichte und 3 schwere Maschinen-gewehre, 6 tragbare Raketenwerfer und sogar zwei lafettierte Laserkanonen. Munition, Wasser und Verpflegung waren in genügender Menge vorhanden. Auch sollte sie die Artillerie der Legio unterstützen.

 

Er hatte mehrere Ausweichstellungen festgelegt, um das bevorstehende Gefecht so beweglich wie möglich zu führen. Häufige Stellungswechsel sollten die Verluste der Kompanie klein halten. So war zumindest der Plan.

 

Zunächst kamen die Truppen durch, die bisher den Feind aufgehalten hatten. Zuerst Fahrzeuge Schützenradpanzer Typ Meles, Panzer verschiedener Typen, innen und außen vollbesetzt mit Soldaten, viele Fahrzeuge beschädigt, mit stotternden, qualmenden Motoren, viele Soldaten mit blutverkrusteten, verdreckten Verbänden, erschöpft und abgekämpft, mit stumpfen Blick, angstvoll zusammenzuckend, wenn irgendwo in der Ferne eine einzelne Granate einschlug. Seine Soldaten standen mit großen Augen da und Pilosken spürte wie die Moral seiner Männer und Frauen ins Bodenlose sank. Er herrschte sie an, augenblicklich mit der Arbeit fortzufahren. Sie hatten schließlich nicht den ganzen Tag Zeit. Zum Schluss kam nur noch Infanterie, abgehetzt und sich angstvoll umschauend, zum Schluss die gehfähigen Verwundeten. Mancher ließ sich hinter ihren Stellungen einfach fallen, aber die meisten eilten weiter, in Richtung der trügerischen Sicherheit der Makropole. Als letztes erschien noch mal eine Panzereinheit. Schnelle, kampfstarke Windhundpanzer gingen überschlagend und immer wieder feuernd, langsam zurück. Der Kompaniechef, ein Rittmeister mit Furchen im Gesicht wie ein 70jähriger schrie dem Leutnant am Straßenrand zu, dass sie die letzten eigenen Truppen seien und wünschte ihm mit einem halbhöhnischen und halbverzweifelten Lächeln viel Glück.

 

Dann kamen Sie, Horden von Infanterie, gefolgt von Panzern, dabei waren auch die schnellen Staghoundpanzer, die sich jedoch mehr auf die Windhundpanzer konzentrierten. Für seine Truppen gefährlicher waren die Harasser- und Molester-Panzer mit ihren Bolter und Autokanonentürmen. Der Leutnant befahl striktes Feuerverbot und ließ die Infanterie auf 100 m herankommen. Dann hielt es einer der Soldaten nicht mehr aus und schoss, andere fielen ein und Pilosken musste zähneknirschend den Feuerbefehl geben. Was als überwältigender Feuerüberfall gedacht war, wurde eine stotternde Feuereröffnung und die Überraschung war dahin. Die kampferprobten Südpakttruppen gingen sofort in Deckung und beschossen den Hubblock aus sicheren Stellungen. Die Kompanie verzeichnete die ersten Toten und Verwundeten. Seinen Laserkanonen gelang der Abschuss eines Harasserpanzers, aber weitere kamen nach und jetzt wurden seine Stellungen von schweren Mörsern und Artillerie eingedeckt. Zwar feuerte auch die Legioartillerie zu seiner Unterstützung, aber das schien die Südpakttruppen nicht lange aufzuhalten. Sie stürmten unter dem Feuerschutz ihrer Panzer die Eingänge des Hubs. Pilosken rannte ins Hinterzimmer und ließ sich an der provisorisch angebrachten Stange ins Erdgeschoss hinab. Ins vordere Zimmer flog eine Fragmentgranate, aber es war eh unbesetzt. Pilosken ging neben dem Türrahmen in Deckung, die Maschinenpistole im Anschlag. Eine heftige Explosion erschütterte den Raum und Splitter sirrten durch den offenen Türrahmen. Er ging kniend in Anschlag und sah, wie ein Südpaktsoldat durch die Fensteröffnung kletterte. Er schoss dem Mann eine Dreiersalve in die Brust, die diesen mit einem Aufschrei zurückfallen ließ. Zwei Sturmgewehre wurden durch die Fensteröffnung gehalten und schossen Dauerfeuer. Pilosken musste wieder in Deckung gehen und er hörte einen Soldaten in den Raum fallen. Der Premiumleutnant warf eine Fragmentgranate in den Raum und schloss die Tür mit einem Schwung, so dass sie krachend ins Schloss fiel. Kaum explodierte die Granate, öffnete er die Tür wieder und feuerte auf die Fensteröffnung. Keine Sekunde zu früh, erwischte er doch einen weiteren Südpaktsoldaten, der versuchte ins Gebäude zu klettern und der sich dann schreiend nach außen fallen ließ. Plötzlich sprangen drei Feinde auf und nahmen seine Position unter Dauerfeuer. Er ließ sich in Deckung fallen, wartete 10 Sekunden und warf eine weitere Fragmentgranate in den Raum. Doch es kam auch eine in den Gang geflogen. Pilosken sprang in einen Nebenraum. Die Explosionen waren ohrenbetäubend.

 

Beim Hauseingang gingen Sprengladungen hoch und verwandelten die stürmenden Südpaktsoldaten in blutende Klumpen, doch es drängten immer mehr nach. Das Treppenhaus war glitschig vom Blut der Angreifer. Auf seinem Voxkanal wurde es hektisch, seine Truppführer meldeten heftige Kämpfe im Haus. Fragmentgranaten flogen hin und her, das Knattern der Maschinenwaffen war ohrenbetäubend, in manchem Raum wurde mit Messer und Spaten gekämpft.

 

Pilosken befahl das Zurückfallen auf die Stellungen in der Tiefe. Was als ein hinhaltendes Rückzugsgefecht gedacht war, entwickelte sich schnell zu einer wilden Flucht und selbst die wütenden Befehle des Premiumleutnants konnten sie nicht stoppen. So gelang es dem Feind auch die zweite Stellung rasch zu nehmen. Pilosken war gezwungen, dem Bataillon über Funk zu melden, dass seine Stellung unhaltbar geworden sei, doch beim II. Bataillon erreichte er niemanden mehr. Da verließ er mit seinem Kommandotrupp seinen zugewiesenen Hubblock und bezog eine Straße weiter mit den Resten seiner Kompanie eine Auffangstellung in einem weiteren, verlassenen Hub.

 

Von seiner Kompanie waren nur mehr 74 Mann bei ihm, viele verwundet, alle schweren Waffen verloren, über 60 Soldaten tot oder vermisst. Und der Feind gönnte ihnen keine Atempause. Ein Feindpanzer schoss Rauchgranaten und die feindliche Sturminfanterie brach wie eine Urgewalt mit trotzigem Kriegsgeschrei aus den Rauchschwaden hervor. Pilosken schoss mit seiner Maschinenpistole Sperrfeuer, ebenso wie viele seiner Soldaten. Er sah die feindlichen Soldaten zu Boden gehen und hörte ihre Schreie. Aber auch bei seinen Männern gab es Opfer, die mit blutenden Wunden zusammenbrachen oder lauthals nach dem Sani schrien. Dann flogen wieder Fragmentgranaten und sie mussten auch diesen Block räumen. Pilosken lud das letzte Magazin in seine Maschinenpistole, Fragmentgranaten hatte er schon lange keine mehr.

 

Nun endlich meldete sich das Hauptquartier der Legio. Sofortiges Zurückfallen aller Einheiten um drei Blocks und dort neue Stellungen beziehen. Pilosken sammelte seine Soldaten und sie rannten buchstäblich um ihr Leben. Die Luft war plötzlich erfüllt von einem rauschenden Pfeifen und Heulen und dann schlug es wenige 100 m hinter ihnen ein. Der Luftdruck ließ seine Männer stolpern und fallen, während sich hinter ihnen alle Tore der Hölle zu öffnen schienen.

 

Die Festungsartillerie der Makropole Batun war endlich in Reichweite. Der massive Beschuss ließ die Hubs hinter ihnen wie Kartenhäuser einstürzen. Kein Feindsoldat konnte diesen Feuersturm überleben. Und richtig, als Piloskens trauriger Haufen seine neuen Stellungen bezog, war vom Feind nichts mehr zu sehen.